Mein weg ins Leben zurück

Die eigene Dunkelheit in Licht verwandeln

Wenn man traumatisiert ist, ist man irgendwie verloren darin. So war es jedenfalls bei mir.
 Ich erlebte im Alter von 16 Jahren eine Zeit mit Psychischer Gewalt, Todesangst, Waffen, Übergriff........ ich war danach weit weg von mir selbst und wusste es nicht. Innerlich kämpfte ich "im Leben zu bleiben", unbewusst hatte sich eine Todessehnsucht eingenistet und irgendwie lebte ich weiter. Ich fühlte mich selbst nicht, hatte kein Körperempfinden und wusste das alles nicht.
 Irgendwie suchte etwas in mir immer nach Heilung und ein Teil im "irgendwo in mir", wusste immer das alles seinen Sinn hat und es mein Weg ist.


Ich fühlte mich nicht, aber ich nahm die Menschen um mich herum in ihrem inneren Schmerz wahr und das sie manchmal nicht bewusst mit ihren Verletzungen umgehen konnten. Vielleicht nahm ich durch die eine Nahtod Erfahrung, meinen „unbewussten Selbstmordversuch meiner in mir schlummernden Todessehnsucht“,  mich noch mehr aus der Sicht der Seele wahr. Ich fühlte mich unsterblich und wusste, dass der Körper mir die Möglichkeit gab mich auf der Erde zu bewegen. Ich lief in ein Licht und etwas hielt mich damals ab, GANZ ins Licht zu gehen. Ich kam zurück in den Körper und nahm dieses schöne Gefühl mit ins Leben. Ab diesem Zeitpunkt, war ich viele Jahre halb dort und halb da, wie zwischen zwei Welten. Zwischen der Welt der Lebenden auf der Erde und diesem Raum der Unsterblichkeit der Seele.

Einige Jahre später, fiel ich nochmals mit einem Gleitschirm vom Himmel und ich wurde wie schockwach. Es war der "wachste Moment meines Lebens" dank dem ich die Angst gefühlt hatte, als würde ich aus ALLER TRAUMATISATION erwachen. Ich war mir meiner eigenen Todessehnsucht in mir plötzlich bewusst und die Todesangst brannte in meinem ganzen Körper, als würde ein Stromschlag durch mich durch gehen. Es war die allerletzte Schmerzgrenze die man als Mensch ertragen kann, dass bewusst und so lange voll zu fühlen, dieses brennen auszuhalten, war ein Kraftakt über alle Grenzen hinaus. Ich hatte danach noch lange das Gefühl in mir, ich könnte eine ganze Stadt mit Strom versorgen.
 
Ich war mir während des Absturzes voll bewusst, dass ich jetzt dann aufpralle und tot sein kann. Diese Machtlosigkeit und das Ausgeliefert sein an Leben und Tod war kaum zu ertragen. Und es war, als würde ich den Aufprall schon spüren. Ich fühlte eine Verbindung zu einem Menschen im Leben und wollte plötzlich LEBEN. Als hätte ich in mir den inneren „Schalter“ auf Leben umgestellt und nur dank dem ich diese Liebe in meinem Herzen wahrnehmen konnte, hielt ich diesen schrecklich bewussten Zustand aus und es mobilisierte alle Willenskraft in mir um das zu überleben. Mein Körper fiel in dieser Anspannung auf ein Hausdach, ich fühlte mich kurz tot; als wären die Lichter im Kopf kurz ausgegangen und mein Herz hörte für einen Moment auf zu "leben"......nur ein kurzer Moment...........mein Körper war kurz tot, ich nahm mich nur noch als Bewusstsein war und dann war ich gleich wieder da, aber mit dem Bewusstsein voll neben mir...........im Irgendwo. Aus meiner Wahrnehmung hielt nur die Liebe zu diesem Menschen den Lebensfaden über den Tod ins Leben.



Es begann dann eine Reise, zurück ins Leben.
 Anfangs war ich in einem lichtvollen happy - Zustand, wusste nicht richtig wo ich war, was ich eigentlich tat und war mir nur bewusst, dass ich irgendwie "neben mir bin, nicht wirklich im Leben". Dann hatte ich einen Moment in einem wunderschönen Zustand ganz in meinem Herzen auf einer anderen Ebene und da wusste ich; dass ich alles einfach in liebe durchfühlen muss, damit ich dies im Leben fühle und mich selbst IM Leben fühle.
 Nach diesem bewussten Ja zum Leben, kamen Herausforderungen auf mich zu die mich aufbrachen, es folgte ein innerer Zusammenbruch, Schmerzen am ganzen Körper und ich lag Tage und Nächte da in Zuständen "zwischen Himmel und Erde". Ich fühlte meinem Vater der schon Tod war und einen Menschen der ganz im Leben auf der Erde war. Ich fühlte mich wie aufgespannt zwischen Himmel und Erde, getragen von zwei Herzen, sonst fühlte ich keinen Halt. Alles brach auf und mein ganzes Leben wurde plötzlich immer "fühlbarer". Auch mein Kätzchen löste durch Berührungen ständig irgendwas in meinen Zellen aus und mein Bewusstsein machte so wohl jeweils eine Verbindung zu meinem Körper. Ich erlebte den ganzen Absturz wieder und das alte Trauma meiner Jugend brach voll auf. Bewusstsein durchströmte stundenlang, tagelang, Jahrelang meinen Körper, alles was in meinen Zellen schlummerte wurde bewusst und fühlbar, auch Verbindungen zu meiner Grossmutter die eine schreckliche Zeit im Krieg in Deutschland erlebte und mir wurde bewusst, wie sehr ich mit meinen Vorfahren verbunden war.  Bis zu 8 Stunden am Tag durchliefen mich Zustände, die Verbindung zum Körper wurde immer stärker und ich fühlte mich immer mehr da.



Ich realisierte erst als ich plötzlich wieder durch meine Augen sah, dass ich vorher so "irgendwo sah" aber nicht mit dem Körper wirklich verbunden. So kam ich Jahr für Jahr immer mehr mit meinem Bewusstsein in mein Körper zurück und dies geschah durch die Annahme von dem was im Moment jeweils in mir DA war. Jedes Gefühl suchte meine Liebe. Jeder Zustand, alles was in mir bewusst wurde, fühlbar wurde, suchte meine Akzeptanz und Annahme. Mein Körper wurde immer gesünder, fing sich an neu zu ordnen und es kam der Moment, wo ich gegen die Aussage was alles "nicht mehr möglich" sei  ohne Operation, wieder Skifahren konnte. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl das erleben zu dürfen!

Es war neu für mich, mich selbst zu fühlen und meinen Schmerz. Jedes Gefühl bereicherte mich in meinem Erfahrungsschatz. Ich realisierte das Wut, Hass, Aggression wenn sie in Liebe in mir angenommen und gefühlt werden und wenn ich meine Selbst - Verantwortung dafür übernehme, es mir enorme Kraft schenkt.  Kraft meinen Weg zu gehen und auszubrechen aus dieser "Opferrolle". Hass in liebe gefühlt, wandelte sich in Liebe für mich selbst einzustehen. Jedes Gefühl lies mich, mich selbst entdecken, in allem was ich erlebte habe und allem was ich bin.
 Ich wurde mir durch mein ehrliches fühlen bewusst, dass jeder Täter zuerst Opfer  war und ich meinen Schmerz nicht weiter geben wollte. Mein Herz konnte alles verstehen, auch den tieferen Sinn der Dualität und mein innerer Schmerz wollte heilen. Als ich im Licht war, wie in den Nahtod Erfahrungen, da fühlte ich das alles Liebe ist, das ich Liebe BIN und war einfach darin. Es ist aber etwas anderes, durch all das Gegenteil von Liebe... 


.....Liebe hier im Leben zu erfahren, sie zu spüren, erleben und da in meinem Körper zu fühlen.



Ich durchfühlte tiefst dunkelste Traurigkeiten von nicht mehr leben wollen und tiefst abgründigen Schmerz ganz abgetrennt von Liebe, es waren Gefühlszustände die im Schmerz meines Körpers verborgen lagen. Diese halten zu können, im vollen scheinbaren Abgetrennt sein von jeglicher Liebe und Licht, war kein Spaziergang. Aber ich war mir immer wieder bewusst: das ist jetzt nur ein Gefühlszustand. Ich wusste in mir einfach, da muss ich durch und fühlte mich innerlich trotz allem getragen.  Ich war am tiefsten Punkt wo man als Mensch sein kann, ich ging durch meine eigene Hölle, getragen von zwei Herzen und einem innerem Vertrauen in meinem Herzen. Durch die totale Hingabe an das was in meinen Körperzellen fühlbar wurde, geschah Verwandlung. Ich erlebte Zustände ganz getrennt von all dem lichtvollen und kann nun so vieles verstehen; all die vielen Bewusstseinsebenen wo ein Mensch sein kann.
 
Für mich war es ein wahres in die Liebe kommen und mein vorheriger Zustand "so abgehoben in der Liebe sein" erschien mir plötzlich überheblich. Ich urteilte in gute und schlechte Gefühle, Anteile von mir waren nicht integriert............das ist kein wahres in der Liebe sein.  Mein Herz wollte die Liebe auf die Erde bringen, da im Leben fühlbar. Und durch das ich mich ehrlich und ganz fühlen gelernt habe, entstand ein immer mehr in der Liebe dasein.



Nun bin ich da, in einem mir völlig neuen Leben, weil ich nun "so DA" bin. Ich bin mir bewusst, fühlend DA sein ist eine Herausforderung, denn Zustände von Ohnmacht, Hilflosigkeit, Aggression, Todesangst sind nicht leicht zu durchfühlen weil wir es nicht gelernt haben. Ich machte mir einfach immer bewusst: es ist nur ein Gefühl und es kann mich nicht umbringen. Was uns allen helfen würde ist, dass wir ehrlich darüber sprechen was eine Situation mit uns macht und unsere Gefühle nicht mehr wegdrücken. Denn wenn die Gefühle in Fluss kommen, dann kann auch das Leben wieder durch uns fliessen.
 Wenn Jeder Mensch sich ehrlich zeigen würde, müsste niemand sich mehr schämen oder schlecht fühlen. Dadurch können unsere Verletzungen heilen und somit das ganze Täter - Opfer Verhalten.
 
Heilung ist auch ein Ganz werden. 
In dem ich anfing mich an zu nehmen in allem was fühlbar wurde und ich den KAMPF gegen MICH  SELBST  loslassen konnte der ja nur Widerstand erzeugte und es noch mehr „da hielt" ; begann Heilung. Ich lernte das Akzeptanz für das was in mir ist die Voraussetzung für Veränderung ist und das weg machen oder verdrängen nicht funktioniert. Aber ich kann es wandeln, Liebe heilt. "Und wenn du keine Liebe mehr fühlen kannst, liebe dich darin, dass du keine Liebe fühlen kannst und du bist wieder IN der Liebe." Ich bin sehr dankbar für diese Worte von Werner Ablass, aus "leide nicht, Liebe". Es ist ja eigentlich so einfach.

Und als ich mich wirklich zu lieben begann, entdeckte ich in der Unvollkommenheit, die Vollkommenheit.



Und irgendwann verwandelte sich der "Schatten" in mir, der mich im irgendwo hielt….. in Liebe; in ein zurück sein im Leben.
In ein wieder im Herzen DASEIN.............in ein fühlendes Dasein.............in ein wieder ganz im Körper sein.

Ich verstand immer in meinem Herzen, dass all meine Ohnmacht, Traurigkeit, Aggression etc.... ein Spiegel für die verdrängten Gefühle meines Umfeldes waren und es war eine Herausforderung für beide Seiten. Ich verstehe das viele Menschen einen starken Kontrollhalt im Kopf haben, denn wir lernten in der Schule nicht Mensch zu sein und irgendwie versuchen wir zu überleben. Wir lernten nicht mit all dem umzugehen was in uns ist, unserem Schmerz der durch nicht fühlen entsteht und all den Verletzungen die zu Angriffsflächen in uns werden. Dies führt zu einer starken Schattenseite in uns, zu Spaltung in sich selbst und im Aussen.


Um mich wieder im Leben und in meinem Körper fühlen zu können, ganz, brauchte es ein ehrliches fühlen und ein Authentisches dasein in jedem Moment. Auch ein bewusstes wahrnehmen von Allem war wichtig und ein verantwortungsvoller Umgang.
Andrea Myriel

 

 

Ich bin in tiefer Dankbarkeit zu allen Menschen die meinen Weg begleitet haben so gut sie konnten und allen Therapeuten die sich auf meinen Weg eingelassen haben und mich mit ihren Fähigkeiten begleitet haben. Und natürlich einen grossen Dank an meine Ärztin die so wunderbar für mich da war und mich mit ihrem ganzheitlichen Wissen genau richtig unterstützt und begleitet hat.     Von ganzem Herzen - Danke